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So finden Sie den passenden Strom- oder Gastarif

Stand:
Viele Strom- und Gasanbieter erhöhen aktuell die Preise. Hier erfahren Sie, wie Sie bei der Tarifsuche vorgehen sollten. Außerdem helfen wir Ihnen, zwischen Bonus-Tarifen, Preisgarantien und Bündelangeboten alle Vertragsbedingungen im Blick zu behalten.
Stromstecker und Münzen liegen vor einer Steckdose

Das Wichtigste in Kürze:

  • Sie haben eine Preiserhöhung erhalten? Eine Ersparnis beim Anbieterwechsel ist oft möglich, manchmal ist auch die Grundversorgung eine günstige Option. 
  • Neben dem Preis unterscheiden sich Gas- und Stromtarife bei Laufzeit und Preisgarantie.
  • Nutzen Sie Vergleichsportale für die Tarifsuche. Überprüfen Sie aber, ob die Angaben zum Tarif stimmen bzw. ob der Tarif überhaupt so abschließbar ist.
  • Zu Bonus-Tarifen, Ökostrom und Online-Tarifen sollten Sie sich vorab genau informieren.
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Die aktuelle Situation auf dem Gas- und Strommarkt

Viele Anbieter haben gerade (erneut) die Preise erhöht und geben damit die hohen Beschaffungskosten des Jahres 2022 an ihre Kund:innen weiter.

Verbraucher:innen, die von einer Preiserhöhung betroffen sind, finden zum Glück wieder einigermaßen bezahlbare alternative Tarife am Markt vor. Auf dem Strom- und Gasmarkt ist eine leichte Entspannung festzustellen, denn das Preisniveau an den Strom- und Gasbörsen ist seit Mitte Dezember 2022 wieder etwas niedriger. Das ist vorteilhaft für Verbraucher:innen, die auf der Suche nach einem neuen Tarif sind. Sie finden wieder annehmbare Tarife auf dem Markt.

Die günstigsten neu abschließbaren Stromtarife sind aber immer noch knapp 50 Prozent teurer als vor der Energiekrise, die Gaspreise in etwa doppelt so hoch. Es ist davon auszugehen, dass die Preise in den nächsten 1 bis 2 Jahren auf einem hohen Niveau bleiben werden.

In einigen Städten ist momentan der Grundversorgungstarif der günstigste Tarif. 

Gut zu wissen: Vergleichsportale beziehen die Grundversorgungstarife oftmals nicht in ihr Suchergebnis ein. Zudem stimmen zurzeit oftmals die Preise der ausgewiesenen Tarife in den Portalen nicht. Die Preise sind veraltet und günstig und erscheinen deshalb weit oben im Suchergebnis. Es kann aber auch aktuelle, noch etwas günstigere Tarife bei Anbietern geben, die nicht im Portal abgebildet werden, so dass dann nur sehr teure Tarife im Portal erscheinen.

So sollten Sie vorgehen:

  • Bleiben Sie in Ihrem Bestandstarif, wenn Sie noch einen günstigen Tarif und bisher keine Preiserhöhung erhalten haben.
  • Auch wenn Sie eine Preiserhöhung erhalten haben, kann der bisherige Tarif weiterhin die beste Option sein. Kündigen Sie nicht vorschnell ihren Vertrag.
  • Sie haben eine Preiserhöhung bekommen und suchen einen neuen Tarif? Stellen Sie eine Preisrecherche anhand von Preisvergleichsportalen an. Bitte beachten Sie allerdings, dass Preise im Vergleichsportal oftmals nicht aktuell sind.
  • Auch der Grundversorger im angrenzenden Netzgebiet kann konkurrenzfähige Angebote für Sie bereit halten.
  • Erkundigen Sie sich ebenfalls beim Grundversorger vor Ort nach Tarifen – ab und zu kann auch die Grundversorgung eine günstige Tarifoption sein. 

Die Vertragslaufzeit

Wählen Sie eine Vertragslaufzeit von mehreren Monaten bis zu 1 Jahr in Verbindung mit einer Preisgarantie, wenn Sie ein akzeptables Tarifangebot erhalten. Mit kurzen Vertragslaufzeiten bleiben Sie flexibel, allerdings können sie mitunter zu früheren ordentlichen Kündigungen durch den neuen Anbieter und neuen Vertragsangeboten mit schlechteren Preiskonditionen führen. Sie haben dann aber ein Sonderkündigungsrecht.

Wie können Sie beurteilen, ob ein Tarif teuer oder attraktiv ist?

Nutzen Sie zum Preisvergleich die angebotenen Tarife auf den Vergleichsportalen. Liegt Ihr Tarif preislich darunter, ist er eher günstig, liegt er deutlich darüber, ist es ein teures Angebot.

Schützt ein Tarif mit Preisgarantie vor Preiserhöhungen?

Ob eine Preisgarantie sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Das hängt immer davon ab, wie die Preise aktuell sind und wie sie sich voraussichtlich entwickeln. Und zusätzlich davon, welche Preiskomponenten die Preisgarantie abdeckt. Eine Empfehlung für die derzeitige Situation finden Sie im roten Kasten unten.

Generell gilt: Hat ein Tarif mit Preisgarantie ein akzeptables Preisniveau, sollten Sie diesen Tarif wählen. Neben Preis und Laufzeit ist der Umfang der Garantie entscheidend.

Viele Preisgarantien sind eingeschränkt. Sie klammern gesetzlich regulierte Preisbestandteile wie Netzentgelte, Steuern, Abgaben oder Umlagen aus. Verändern sich diese Preisbausteine, greift die Garantie also nicht – der Anbieter kann seine Preise trotzdem erhöhen.

Der Anteil der ausgeklammerten Elemente am Gesamtpreis ist hoch: Beim Gas sind es derzeit bis zu etwa 35 Prozent, beim Strom sind es bis zu ca. 50 Prozent.

Aktuelle Empfehlung zu Preisgarantien:

Von Herbst 2021 bis Dezember 2022 waren die Beschaffungskosten bei Strom und bei Gas außergewöhnlich stark gestiegen. Seit Dezember 2022 sind die Beschaffungskosten deutlich niedriger.

Es ist zu erwarten, dass viele Anbieter die sinkenden Preise weitergeben werden, sofern das niedrigere Preisniveau weiter Bestand hat.

Dennoch verhindert eine Preisgarantie, dass Sie möglicherweise kurz nach dem Wechsel eine Preiserhöhung erhalten und erneut wechseln müssen.

Stand heute finden Sie aber gute Alternativen. Die Preisbremsen, die die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, sorgen mit einem Basiskontingent in Höhe von 80 Prozent Ihres Verbrauchs ohnehin für stabile Preise. 

Auch ohne Preisgarantie müssen Sie Preiserhöhungen nicht hinnehmen: Ändern sich Preise, haben Sie immer ein Sonderkündigungsrecht.

 

Bei Bonus-Tarifen auf weitere Wechsel einstellen

Bei einem Tarif mit Bonus sollten Sie sich darauf einstellen, nach einem Jahr erneut zu wechseln. Denn das zweite Vertragsjahr ist in den Bonus-Tarifen in der Regel teurer. Die ausgewiesene Ersparnis im ersten Jahr geht oft ausschließlich auf den Bonus zurück.

Deshalb ist es hilfreich, beim Tarifvergleich den Bonus nicht einrechnen zu lassen. Achten Sie zudem genau auf die Bedingungen für den Bonus.

Aktuell gilt: Anbieter, deren Preise oberhalb des Preisbremsen liegen, dürfen nur Boni bis zu einer bestimmten Höhe anbieten. Daher finden Sie aktuell kaum Tarife mit Bonus, oder der Bonus beträgt nur 50 Euro. 

Online-Tarife bewusst wählen

Sogenannte Online-Tarife bilden mittlerweile den Großteil der günstigsten Tarife in den Vergleichsportalen. Dabei läuft der Kontakt zum Anbieter in der Regel ausschließlich per E-Mail oder über ein Kundenportal. Persönliche Gespräche und teils auch Telefonate sind nicht vorgesehen. Auch von Preiserhöhungen erfahren Sie in diesen Tarifen nur auf dem elektronischen Weg.

Wählen Sie deshalb nur dann einen Online-Tarif, wenn Sie Ihre E-Mails regelmäßig lesen und auf persönlichen Service verzichten können.

In den meisten Vergleichsportalen gibt es zurzeit keinen Filter für Online-Tarife. Die Portale weisen aber aus, wenn es sich um einen Online-Tarif handelt.

Ein Tipp: Falls Sie in einem Vergleichsportal einen Online-Tarif finden, der für Sie gut passt, Sie ihn aber lieber mit persönlichem Service und Rechnungen per Post hätten, fragen Sie den Anbieter direkt an. Einige Unternehmen gehen darauf ein.

Ökostrom und Ökogas: Umweltnutzen nicht überschätzen

Einen Tarif mit Ökostrom zu wählen, bringt der Energiewende nicht viel. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird in Deutschland vor allem über das Erneuerbare-Energien-Gesetz finanziert. Der Bezug von Ökostrom hat dagegen oftmals kaum einen Nutzen, Ökostrom stammt in der Regel aus dem Ausland und bringt die Energiewende kaum voran.

Wer dennoch die für das Klima sinnvollsten Angebote mit immerhin etwas Zusatznutzen finden möchte, kann sich aber an den Labels "ok-power" und "Grüner Strom Label" orientieren.

Auch Ökogas und Klimagas haben nur bedingt nachweisbare Umweltvorteile. Vergleichbare Labels gibt es hierfür aber nicht.

Nicht von Prämien und Bündelangeboten blenden lassen

Manchmal umfasst ein Angebot zusätzlich zum Strom- oder Gastarif ein weiteres Produkt, teilweise als Prämie bezeichnet. Das kann zum Beispiel ein Grill sein, ein Smartphone, ein Fahrrad oder ein Zeitschriftenabo. Für ein solches Bündelangebot zahlen Sie in der Regel einen so viel höheren Grundpreis, dass es günstiger wäre, die Energie und das Prämien-Produkt einzeln zu kaufen.

Ein Abo kann sich zudem als Kostenfalle erweisen und läuft möglicherweise länger als Ihr Energievertrag. Prüfen Sie solche Angebote deshalb genau.

Auf die Anzahl der Abschläge achten

Anbieter verlangen üblicher Weise 12 monatliche Zahlungen, die sogenannten Abschläge, von Ihnen. Einige Anbieter nehmen allerdings auch 11 Abschläge. Teilen sich Ihre voraussichtlichen Energiekosten nur in 11 Abschläge auf, ist Ihr Abschlag also ein wenig höher als bei 12 Abschlägen.

Das ist im Falle einer Insolvenz Ihres Energieanbieters nachteilig. Denn bei 11 Abschlägen entsteht ein unnötig hohes Guthaben gegenüber dem Energieversorger, das Sie im Falle einer Insolvenz kaum zurückbekommen werden. Zudem sind geringere Abschläge vorteilhafter für Haushalte, die über ein geringes monatliches Budget verfügen. Sie sollten sich also für 12 Abschläge entscheiden.

Über neuen Energieanbieter informieren

Um an einen möglichst kundenfreundlichen Anbieter zu gelangen, können Sie die Erfahrungen anderer Kunden nutzen. Typische Probleme sind beispielsweise:

  • nicht erstellte Jahres- oder Schlussrechnungen
  • die Nichtauszahlung von Boni oder Guthaben
  • drastische Preiserhöhungen
  • untergeschobene Verträge

Als Quellen für Ihre Recherche eignen sich zum einen die Internetseiten der Anbieter selbst - gewinnen Sie hier einen schlechten Eindruck, weil etwa keine klaren Produktbeschreibungen, Kontaktmöglichkeiten oder Hinweise zum Unternehmen zu finden sind, sollten Sie sich nicht auf einen Vertrag einlassen. Außerdem können Sie Veröffentlichungen von Urteilen und Abmahnungen der Verbraucherzentralen hinzuziehen. Zudem eignet sich eine kurze Internetrecherche, um zu überprüfen, ob schon andere Verbraucher:innen vermehrt Probleme mit einem Anbieter hatten. Ist in Vergleichsportalen ein Anbieter schlecht bewertet, so ist ebenfalls von ihm abzuraten.