Hafer, Kokos, Mandel, Reis, Soja: Milchersatzprodukte unter der Lupe

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Nicht von der Kuh, sondern aus Pflanzen: Das Angebot an Milchersatzprodukten ist groß und unübersichtlich. Eine Marktstichprobe der Verbraucherzentrale NRW zeigt, worauf Sie achten sollten.
Auf schwarzem Hintergrund stehen Gläser mit milchigen Flüssigkeiten sowie Haferkörner, Sojabohnen, Reiskörner, Mandeln und eine Kokosnuss.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nährwerte von Milchersatzprodukten variieren stark je nach Hauptzutat – ein Blick in die Nährwerttabelle lohnt sich.
  • Milch und Milchprodukte sind wichtige Calciumquellen. Wer sie durch Pflanzendrinks ersetzt, sollte zu Produkten mit zugesetztem Calcium greifen.
  • "Ohne Zuckerzusatz" bedeutet nicht, dass die Produkte keinen oder wenig Zucker enthalten.
  • Drinks mit Hinweisen wie "Natural" oder "Naturell" können trotzdem Aroma oder zugesetzten Zucker enthalten.
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Das Angebot an Pflanzendrinks ist mittlerweile groß, in Deutschland wächst die Vielfalt: Statt Kuhmilch schwenken Verbraucher:innen immer häufiger auf pflanzliche Alternativen um. Hinter der Kaufentscheidung für Milchersatzprodukte stehen häufig Umweltmotive und ethische Gründe. Generell werden vegetarische oder vegane Ersatzprodukte meist aus Neugier, aus Tierschutzgründen oder wegen des alternativen Geschmacks gekauft. Auch Gründe wie Klimaschutz, die Umwelt und die Gesundheit spielen häufig eine Rolle. Zu Recht?

Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW

Im März 2021 erfasste die Verbraucherzentrale NRW 71 Milchersatzprodukte in verschiedenen Lebensmittelgeschäften in NRW. Die Pflanzendrinks wurden bei Discountern, Supermärkten, Drogeriemärkten und Bio-Supermärkten gekauft. Im Marktcheck wurden gefunden:

  • 21 Haferdrinks (davon 81 Prozent Bio) mit Hafer als Hauptrohstoff, darunter 7 "Barista"-Produkte, darunter wiederum 5 mit zusätzlichem Soja
  • 19 Sojadrinks (davon 79 Prozent Bio) mit Soja als Hauptrohstoff, darunter 1 "Barista"-Produkt,
  • 14 Mandeldrinks (davon 64 Prozent Bio) mit Mandeln als Hauptrohstoff,
  • 12 Reisdrinks (davon 92 Prozent Bio) mit Reis als Hauptrohstoff, darunter 1 Drink mit zusätzlichem Kokos und 1 mit zusätzlichen Mandeln,
  • 5 Kokosnussdrinks (davon 40 Prozent Bio) mit Kokos als Hauptrohstoff, darunter 3 mit zusätzlichem Reis.

Insgesamt waren 16 Produkte konventionell und 55 Produkte biologisch hergestellt. Bioprodukte dominierten also das Segment der pflanzlichen Milchalternativen – außer bei den Kokosnussdrinks. In dieser Liste sind die Produkte aufgeführt.

Höhere Preise und schwankende Rohstoffanteile

Die Preise für Milchersatzprodukte variierten stark und lagen zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 0,95 Euro und 2,99 Euro. Im Durchschnitt sind Pflanzendrinks teurer als Kuhmilch – wozu auch noch die unterschiedliche Besteuerung der Produkte beiträgt: Die Mehrwertsteuer beträgt derzeit grundsätzlich 19 Prozent. Davon ausgenommen sind jedoch z.B. Grundnahrungsmittel wie Obst und Gemüse, Milch und Milchprodukte. Sie werden mit nur 7 Prozent versteuert. Die Folge: Milch fällt unter den ermäßigten Steuersatz, Milchmischgetränke mit weniger als 75 Prozent Milch oder Milcherzeugnisse und Pflanzendrinks werden dagegen mit 19 Prozent besteuert.

Im Vergleich schwankte der prozentuale Anteil der Rohstoffe zwischen den verschiedenen Produktgruppen, aber auch innerhalb einer Produktgruppe. So lag der Soja-Rohstoffanteil in Pflanzendrinks auf Soja-Basis zwischen 5,6 und 13 Prozent, der Hafer-Anteil bei Haferdrinks zwischen 8,7 und 16 Prozent und der Mandel-Anteil bei Mandeldrinks zwischen 2 und 7 Prozent. Lediglich bei den Hafer-Barista-Produkten lag der Haferanteil konstant bei 10 Prozent.

Deklaration von Pflanzendrinks: Viele Werbeaussagen

Die Verpackungen der überprüften Milchersatzprodukte waren zum Teil durch Werbebotschaften und verschiedenen Kennzeichnungselementen unübersichtlich und überladen gestaltet. Das kann schnell von wichtigen Kennzeichnungen wie der offiziellen Bezeichnung des Pflanzendrinks und der Zutatenliste, die Auskunft über die Zusammensetzung gibt, ablenken. Auch ist fraglich, was hinter Werbebegriffen wie "Natur", "Naturell" oder "Natural" steckt.

Generell sollten vegane und vegetarische Ersatzprodukte so gekennzeichnet werden, dass sie eine gute Orientierung für eine bewusste Wahl beim Einkauf geben. Zur klaren Information über Pflanzendrinks sollten auf der Schauseite gut lesbar und deutlich sichtbar die Angabe "vegan" (oder entsprechende Abbildungen) und die maßgeblich ersetzende Zutat wie Soja oder Hafer angegeben werden. Auch sollten aus Sicht der Verbraucherzentrale NRW die offizielle Bezeichnung des Produkts sowie Herkunft der Hauptzutaten auf die Vorderseite der Produkte gehören.

Achtung: Der Begriff "Milch" ist dem tierischen Produkt vorbehalten und darf deshalb nicht für das pflanzliche Ersatzprodukt, das häufig "Drink" genannt wird, verwendet werden.

Unübersichtliche Verpackung und blumige Werbeaussagen

Die Verpackungen der überprüften Milchersatzprodukte waren zum Teil unübersichtlich und überladen gestaltet – das kann schnell nerven. Werbeaussagen, Siegel, Bilder, "frei von"-Kennzeichnungen, Legenden, verschiedene Sprachen, Farben und Formen erschwerten die Orientierung. Kleine "Geschichten" und "Storytelling"-Elemente zur emotionalen Ansprache konnten zusätzlich von relevanten Kennzeichnungselementen wie dem Zutatenverzeichnis oder der offiziellen Produktbezeichnung ablenken. Unser Tipp: Orientieren Sie sich auf der Rückseite oder seitlich auf der Verpackung, denn dort befindet sich häufig die offizielle Produktbezeichnung und meist direkt darunter das Zutatenverzeichnis.

Auf den Vorderseiten der in der Stichprobe untersuchten Milchersatzprodukte fanden sich mitunter Fantasiebezeichnungen, die mit Werbeaussagen wie "erfrischender Geschmack", "rein pflanzlich", "verführerisch tropisch", "leichter Genuss", "lecker lieblich", "ideal zum Kaffee" oder "schäumt super auf" aufgepeppt werden. Es bleibt jedoch überwiegend auf einen Blick erkennbar, um welche Produktart und Rohstoffbasis (Soja, Hafer, Mandel, Reis oder Kokosnuss) es sich handelt. Gut zu wissen: pflanzlicher Milchersatz wird als Drink bezeichnet, da die Deklarierung als Milch nur Produkten vorbehalten ist, für die Säugetiere wie Kuh, Schaf oder Ziege gemolken wurden.

Einige Hersteller nutzten Verweise und Legenden, die nicht in unmittelbarer Nähe aufgelöst wurden. Man musste in diesen Fällen nach der Auflösung suchen. Zudem waren die Legenden teilweise durch eine fehlende optische Abgrenzung zwischen weiteren Informationen und Kennzeichnungselementen schwer wahrzunehmen und durch die Nutzung verschiedener Symbole uneinheitlich. Hier besteht durchaus Verbesserungspotenzial.

"Natur pur"? – Werbung mit Natur, Naturell oder Natural

Rund 20 Prozent der erfassten Produkte wurden mit Begriffen wie "Natur", "Naturell" oder "Natural" beworben. Doch was steckt dahinter? Generell sind "Natur", "Naturell" oder auch "Natural" in diesem Zusammenhang lebensmittrechtlich nicht geschützte Begriffe, die in der aktuellen Stichprobe teilweise sogar innerhalb einer Marke unterschiedlich verwendet wurden. Lebensmittelunternehmer legen diese Begriffe verschieden aus – das kann verwirrend sein.

Eine klare definierte Aussage zur Bedeutung kann also nicht unmittelbar abgeleitet werden, z. B. ob diese Produkte besonders zusammengesetzt sind oder bestimmte Zutaten (nicht) enthalten. Durch die Verwendung dieser Begriffe als Schlüsselsignale können neben der Beeinflussung der Gesamtwahrnehmung des Lebensmittels mitunter falsche Erwartungen an das Produkt geweckt werden – zum Beispiel im Hinblick auf die Nutzung besonders natürlicher Zutaten oder den Verzicht von Zusatzstoffen und Zucker. Doch das sagen die Begriffe nicht aus. Denn auch die Beigabe von Zucker, Aroma oder Zusatzstoffen kann bei Produkten mit "Natur"-Hinweisen durchaus möglich sein.

Drink, nicht Milch

Der Begriff Milch ist ebenso wie Joghurt, Sahne, Butter und Käse gesetzlich geschützt (VO (EU) 1308/2013, Käse-Verordnung). Er darf nur für Produkte verwendet werden, die aus dem Gemelk von Säugetieren wie Kuh, Büffel, Schaf oder Ziege gewonnen wurden. Daher sind Bezeichnungen wie Hafermilch, Mandelmilch, Reismilch oder Sojamilch nicht erlaubt. Kokosmilch hingegen ist zulässig. Es gibt in der Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 eine nach Sprachen sortierte Liste von "Erzeugnissen, deren Art aufgrund ihrer traditionellen Verwendung genau bekannt ist, und/oder wenn die Bezeichnungen eindeutig zur Beschreibung einer charakteristischen Eigenschaft eines Erzeugnisses verwandt werden", für die der Herkunftsgrundsatz "Milch und Milcherzeugnisse" nicht gilt.

Pflanzendrink oder Kuhmilch – Was ist drin im Milch-Ersatz?

Nährstofftabelle eines SojadrinksIm Rahmen der Marktstichprobe wurden die Nährwerte der 71 Pflanzendrinks miteinander und mit denen von Kuhmilch verglichen. Generell lässt sich sagen: Der Energiegehalt und die Zusammensetzung der Makronährstoffe (Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate) unterscheiden sich je nach Hauptzutat der Pflanzendrinks erheblich und tragen daher auch in unterschiedlichem Maße zur Deckung des individuellen Bedarfs bei. Einige Pflanzendrinks sind außerdem mit Calcium angereichert – das ist vor allem wichtig für Personen, die Kuhmilch ganz oder teilweise durch Pflanzendrinks ersetzen. Wer außerdem auf Zusatzstoffe und zugesetzte Aromen verzichten möchte, hat bei Milchersatzprodukten eine relativ große Auswahl.

 

Gehalte an Kalorien, Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten in Pflanzendrinks

Bei der Auswahl des geeigneten Pflanzendrinks spielen die sonstigen Ernährungsgewohnheiten eine wichtige Rolle. So kann es zum Beispiel für Menschen, die sich überwiegend oder ausschließlich vegan ernähren, sinnvoll sein, einen Drink zu wählen, der sich durch einen höheren Proteingehalt auszeichnet. Dies ist zum Beispiel bei Sojadrinks der Fall. Ein Blick auf die Nährwerte lohnt sich – auch im Hinblick auf die sehr unterschiedlichen Energiegehalte. Die Energiebilanz sollte langfristig ausgeglichen sein, die Energieaufnahme also dem Energiebedarf entsprechen.

  • Mandel- und Kokosnussdrinks enthielten im Vergleich am wenigsten Kilokalorien. Die ungesüßten Varianten brachten es durchschnittlich nur auf 21 und 13 Kilokalorien pro 100 Gramm. Beide Varianten haben kaum Eiweiß beinhaltet. Der Fettgehalt lag bei Mandeldrinks in einem ähnlichen Bereich wie der von fettarmer Kuhmilch mit 1,6 Gramm pro 100 Gramm, während Kokosnussdrinks mit durchschnittlich 0,9 Gramm pro 100 Gramm fettärmer sind.
  • Sojadrinks lagen mit durchschnittlich 38 Kilokalorien pro 100 Gramm beim Kaloriengehalt im Mittelfeld der betrachteten Produkte. Der Eiweißgehalt war hier im Vergleich zu den anderen Produktgruppen am höchsten und entsprach etwa dem von Kuhmilch. Dies ist auf den hohen Eiweißgehalt der Sojabohnen als Hauptzutat zurückzuführen. Die Sojadrinks enthielten kaum Kohlenhydrate, allerdings waren rund die Hälfte der Produkte zusätzlich gesüßt, was den Kohlenhydratanteil wiederum etwas steigen ließ.
  • Reine Hafer- und Reisdrinks brachten mit durchschnittlich 46 und 50 Kilokalorien pro 100 Gramm etwas mehr Energie als die anderen Drinks mit. Da die wichtigste Zutat hier Getreidesorten sind, beinhalten diese Varianten mehr Kohlenhydrate als die anderen Drinks oder Kuhmilch, allerdings kaum Eiweiß. Die "Barista"-Varianten der Haferdrinks enthielten meist zusätzlich einen Sojaanteil und Pflanzenöl. Sie waren im Durchschnitt kalorien- und fettreicher als die übrigen Haferdrinks.

Der Energiegehalt der 71 Produkte im Marktcheck variierte insgesamt stark und lag zwischen 12 und 81 Kilokalorien pro 100 Gramm. Mehr als zwei Drittel der Produkte enthielten weniger als 48 Kilokalorien pro 100 Gramm – und damit weniger Energie als fettarme Milch.

Der überwiegende Anteil der Pflanzendrinks beinhaltete weniger als 0,5 Gramm gesättigte Fettsäuren pro 100 Gramm. Fettarme Kuhmilch und Vollmilch bringen es auf 1,1 und 2,4 Gramm pro 100 Gramm.

Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente

Der Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist bei Pflanzendrinks aufgrund der Rohstoffbasis kaum mit den Gehalten von Kuhmilch vergleichbar. Milch und Milchprodukte spielen eine wichtige Rolle für die Deckung des Calciumbedarfs, tragen aber auch zur Versorgung mit anderen Nährstoffen wie Vitamin B2, B12, A und D oder Jod bei. Die in der Stichprobe überprüften Pflanzendrinks waren teilweise mit verschiedenen Vitaminen und Mineralstoffen wie Calcium, Vitamin B12, D, E und B2 angereichert, der Großteil der Produkte enthielt jedoch keine zugesetzten Nährstoffe. Einige Hersteller verwendeten in diesem Rahmen nährwertbezogene Werbeaussagen auf ihren Verpackungen. Besonders der Eiweißgehalt und Mikronährstoffe wie Calcium (24 Prozent der Produkte), Vitamin B12 und Vitamin D (jeweils 14 Prozent) wurden auf den Produkten betont.

38 Prozent der Pflanzendrinks wurden mit je 120 Milligramm Calcium pro 100 Gramm angereichert, was dem natürlichen Gehalt von Kuhmilch entspricht. Calcium ist damit der am häufigsten zugesetzte Nährstoff und das nicht ohne Grund: Milch und Milchprodukte sind wichtige Calciumlieferanten. Mit entsprechend angereicherten Pflanzendrinks kann eine ausreichende Calciumversorgung erreicht werden, wenn man wenige oder gar keine Milchprodukte zu sich nimmt. Dennoch gilt: Je häufiger Kuhmilch in der täglichen Ernährung durch Pflanzendrinks ersetzt wird, desto größer wird die Bedeutung der Anreicherung mit diesem wichtigen Nährstoff.

"frei von"-Aussagen und nährwertbezogene Werbebotschaften

Auch das Fehlen bestimmter Inhaltsstoffe wurde auf den Pflanzendrinks beworben: In der Kategorie "frei von" dominierten in der Stichprobe Aussagen wie "(von Natur aus) laktosefrei" (86 Prozent), "(von Natur aus) glutenfrei" (42 Prozent), "(von Natur aus) fettarm" (25 Prozent) und "(von Natur aus) (Kuh)milcheiweißfrei" (22,54 Prozent).

Nicht alle Anbieter erwähnten zugesetzte (Mikro-)Nährstoffe als Werbebotschaften auf der Verpackung – manchmal bot ein Produkt mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich war. Produkte mit auffällig platzierten nährwertbezogenen Werbebotschaften sind nicht unbedingt besser zusammengesetzt als "dezente" Produkte.

Unser Tipp: Unabhängig von den auf der Verpackung getroffenen Werbeaussagen empfiehlt sich der vergleichende Blick auf die Nährwerttabelle und Zutatenliste.

Wieviel Zucker in Pflanzendrinks steckt

Zucker ist in die Kritik geraten – darauf reagieren auch die Hersteller: Von den 71 untersuchten Produkten wurden 37 (52 Prozent) mit den Formulierungen "ohne Zuckerzusatz", "ungesüßt", "völlig ungesüßt" oder "0 % Zucker" direkt auf der Schauseite beworben. 10 Produkte trugen diesen Hinweis etwas versteckter auf der Verpackung – entweder seitlich oder auf der Rückseite. Diese Werbebotschaften können zu der falschen Annahme verleiten, die Produkte seien insgesamt zuckerarm und damit eher zu empfehlen.

Der Zuckergehalt schwankte nämlich zwischen 0 Gramm und 7,1 Gramm. Dabei fiel auf, dass vor allem Milchersatzprodukte auf Reis- und Haferbasis mehr Zucker enthielten als Soja- und Mandeldrinks. Zum Vergleich: Milch enthält ca. 4,7 Gramm Zucker (Laktose) pro 100 Milliliter. Pflanzendrinks, die trotz der Angabe "ohne Zuckerzusatz" Zucker enthalten, sollten zusätzlich darauf hinweisen – denn das war nicht immer der Fall. Zudem waren die Zuckergehalte von Produkten mit dem Hinweis "ohne Zuckerzusatz" zum Teil ähnlich wie bei Produkten ohne diesen Hinweis. Produkte mit dem hinweis "ungesüßt" enthielten manchmal sogar bis zu 7,1 Gramm Zucker pro 100 Gramm.

Durch Fermentation während der Herstellung kann die vermehrt enthaltene Stärke in Hafer- und Reisdrinks in Zucker aufgespalten werden. Das passiert mithilfe zugesetzter Enzyme. Da durch diese Spaltung Zucker entsteht, schmecken die Drinks leicht süßlich. Das macht einen zusätzlichen Zuckerzusatz in der Regel überflüssig. Dennoch enthalten Haferdrinks mit durchschnittlich 4,1 Gramm pro 100 Gramm und Reisdrinks mit 4,9 Gramm pro 100 Gramm mehr Zucker als z. B. gesüßte Mandeldrinks (2,9 Gramm Zucker pro 100 Gramm Drink) oder gesüßte Sojadrinks (2,7 Gramm Zucker pro 100 Gramm Drink). Aussagen wie "ohne Zuckerzusatz" oder "ungesüßt" bedeuten also nicht automatisch einen geringen Zuckergehalt.

"Ohne Zuckerzusatz" oder "ungesüßt" heißt nicht, dass die Produkte keinen oder vergleichsweise wenig Zucker enthalten. Der Zuckergehalt schwankt je nach Sorte bzw. verwendetem Rohstoff. Ein "ungesüßter" Drink kann durchaus mehr Zucker beinhalten als ein gesüßter Drink auf Basis eines anderen Rohstoffs. Daher empfiehlt sich immer ein Blick auf die Nährwerttabelle.

Barista-Pflanzendrinks oft teurer und kalorienreicher

8 Pflanzendrinks (7 mit Hafer, 1 aus Soja) waren als "Barista"-Produkt mit Hinweis auf ihre besondere Eignung zum Aufschäumen ausgelobt. Fünf dieser Drinks enthielten neben dem Hafer auch Soja, doch offensichtlich ist der Einsatz von Soja für das Aufschäumen nicht zwingend erforderlich: Zwei "Barista"-Haferdrinks enthielten kein Soja. Auffällig im Check: Barista-Pflanzendrinks waren in der Regel teurer als Pflanzendrinks ohne Barista-Auslobung. Der Begriff "Barista" ist allerdings weder definiert noch geschützt. Laut Stiftung Warentest sind für das Aufschäumen nicht unbedingt Zusatzstoffe, sondern der Fett- und Proteingehalt entscheidend.

Tatsächlich enthielten die "Barista"-Varianten der Haferdrinks mehr Fett und Eiweiß als Varianten, die nicht mit dem Begriff "Barista" vermarktet wurden. Daher sind sie mit durchschnittlich 56 Kilokalorien pro 100 Gramm kalorienreicher. Bei den 5 Barista-Haferdrinks mit Soja erhöhte sich der Proteingehalt durch die Sojazugabe von durchschnittlich 0,7 auf 1,3 Gramm pro 100 Gramm. Der Fettgehalt der "Barista"-Haferdrinks war mit durchschnittlich 2,3 Gramm pro 100 Gramm etwas höher als der anderer Haferdrinks und auch höher als der von fettarmer Milch (1,5 Gramm pro 100 Gramm), lag aber unter dem Fettgehalt von Vollmilch (3,5 Gramm pro 100 Gramm). Der höhere Fettgehalt kommt durch den zusätzlichen Einsatz pflanzlicher Öle zustande (hier Raps- oder Sonnenblumenöl). Ein Blick auf die Nährwerttabelle lohnt sich.

Mehrheit der Hersteller verzichtet auf Zusatzstoffe und Aromen

20 Prozent der erfassten Milchersatzprodukte enthielten Aromen. Eingesetzt wurde überwiegend "natürliches Aroma", nur in sehr wenigen Fällen wurde die namengebende Quelle benannt (z.B. "natürliches Kokosnussaroma"). 38 Prozent der erfassten Produkte enthielten Zusatzstoffe wie Stabilisatoren, Säureregulatoren und Emulgatoren.

Wer auf Zusatzstoffe und zugesetzte Aromen verzichten möchte, hat bei Milchersatzprodukten also eine relativ große Auswahl. Häufig, aber nicht immer, handelt es sich hierbei um Bio-Produkte. Maßgeblich ist hier die Zutatenliste auf der Verpackung. Auch die offizielle Bezeichnung des Produkts, die sich meist über dem Zutatenverzeichnis befindet, kann oft detailliertere Auskünfte geben als die Phantasiebezeichnung auf der Schauseite des Produkts.

Nachhaltigkeit: Hersteller geizen mit Informationen

Klimaschutz ist einer der wichtigsten Gründe für den Kauf von Pflanzendrinks. Sie verursachen pro Liter nur etwa ein Viertel bis die Hälfte der Treibhausgasemissionen von Kuhmilch. Selbst Pflanzendrinks auf Basis von Kokosnüssen, die nur in tropischen Regionen wachsen, schneiden hinsichtlich der CO2-Bilanz besser ab als Kuhmilch. Doch dieses Thema fand auf den verglichenen Packungen der Pflanzendrinks quasi nicht statt: Angaben zur CO2-Bilanz im Vergleich zur Milch bzw. Angaben zum CO2-Fußabdruck wurden weder bei Reis- und Soja- noch bei Mandel- oder Kokosnussdrinks gemacht. Nur auf 2 der insgesamt 71 Pflanzendrinks fanden sich Angaben zum CO2-Fußabdruck. Allerdings wurde auch dort die CO2-Bilanz nicht in Bezug zu Kuhmilch gesetzt, daher ist Verbraucher:innen ein Vergleich kaum möglich.

Auf mehreren Produktverpackungen wurde mit einem reduzierten CO2-Fußabdruck geworben. Jedoch bezog sich diese Kennzeichnung lediglich auf die Verpackungen und nicht auf die Pflanzendrinks selbst. Das könnte bei eiligen Verbraucher:innen einen falschen Eindruck erwecken. Sie sollten also immer ganz genau lesen, worauf sich die Angabe zur CO2-Reduktion bezieht.

Wichtige Orientierungshilfe: Herkunft der Zutaten

Wichtig zur Einschätzung der Nachhaltigkeit ist die Herkunft der Zutaten. Doch die wurde auf den verglichenen Verpackungen längst nicht immer angegeben. Jeweils zwei Drittel der Soja- und Mandeldrinks warteten mit Angaben zur Herkunft auf. Allerdings fiel auf, dass zwar bei 87 Prozent der Bio-Sojadrinks die Herkunft (Europa) genannt wurde, derartige Angaben aber bei allen vier konventionellen Sojadrinks im Marktcheck fehlten. Bei ihnen wird jedoch darauf hingewiesen, dass für den Anbau der Sojabohnen kein Regenwald zerstört wird.

Verwirrend kann sein, dass auf einigen Sojadrinks (4 Produkte) auf die Produktion in Deutschland hingewiesen wurde. Dadurch kann leicht der Eindruck entstehen, dass auch die Sojabohnen in Deutschland angebaut wurden. Die Hauptanbaugebiete von Soja in Europa sind Italien, Serbien, Frankreich, Rumänien, Kroatien, Österreich und Ungarn. Es wäre zu begrüßen, wenn die Informationen zur tatsächlichen Herkunft der Sojabohnen und generell zu maßgeblichen Rohstoffen und Ersatz-Zutaten bei Pflanzendrinks sehr viel prominenter angegeben würden.

Wer beim Kauf auf Nachhaltigkeit achten möchte, wählt Bio-Sojadrinks mit europäischem Soja, die nicht schwer zu finden sind. Man sollte sich aber nicht von Angaben wie "hergestellt in Deutschland" auf den Holzweg führen lassen, sondern bei Vorhandensein einer Herkunftsangabe auf der Packung prüfen, woher die Sojabohnen stammen. Denn "hergestellt in Deutschland" kann im Zweifel einfach nur bedeuten, dass der Pflanzendrink in Deutschland abgefüllt, verpackt und/oder aus importiertem Soja hergestellt wurde.

Neben der Schonung des Regenwalds und vereinzelter Hinweise zur Gentechnikfreiheit waren auf den Produkten keine weiteren konkreten Informationen zu Nachhaltigkeitsaspekten zu finden, sondern vielmehr wohlklingende aber nichtssagende Phrasen wie: "Gut für dich. Gut für den Planeten" oder: "Wir glauben an Nahrungsmittel, die aus der Natur kommen". Auch die Nachhaltigkeits-Aspekte "Regionalität" und "kurze Lieferwege" wurden beworben – doch stellt sich die Frage, ob Verbraucher:innen diese Einschätzung teilen, wenn sie feststellen, dass das Soja aus Europa (zum Beispiel aus Italien) kommt.

Sofern angegeben, stammten auch Mandeln überwiegend aus Europa (57 Prozent). Immerhin bei 62 Prozent der Haferdrinks wurde über die Herkunft des Hafers informiert, der bei allen Produkten aus Europa stammt, bei 8 der 21 untersuchten Haferdrinks sogar aus Deutschland.

Die in der Stichprobe erfassten Reisdrinks stammten überwiegend aus ökologischer Erzeugung. Für die möglichst nachhaltige Wahl sollten Sie zudem auf die europäische Herkunft des Reises achten – diese war allerdings nur bei einem Viertel der Reisdrinks angegeben. Reis aus Europa wird in der Regel im Trockenanbau-Verfahren erzeugt und ist dadurch deutlich klimafreundlicher als asiatischer Reis.

Bei keinem der Kokosnussdrinks wurde die Herkunft der Kokosnüsse angegeben, jedoch muss man sich klar machen, dass Kokosnüsse nur in tropischen Regionen wachsen. Wer also Wert auf die regionale Herkunft und kürzere Transportwege legt, sollte sich nach anderen Pflanzendrinks umschauen.

Mandelanbau benötigt viel Wasser

Mandeldrinks haben den Nachteil, dass für den Anbau der Mandeln sehr viel Wasser verbraucht wird. Das ist ein ökologisches Problem, denn Mandeln wachsen in warmen Regionen, wo das Wasser knapp ist, wie in Kalifornien und der Mittelmeerregion. Die Wasserbilanz von Mandeldrinks kann schlechter sein als die von Milch.

Unsere Nachhaltigkeits-Checkliste

  • Pflanzendrinks sind eine klimaschonendere und tierfreundliche Alternative zu Milch. Ihr CO2-Fußabdruck ist je nach Art des Pflanzendrinks nur ein Viertel bis halb so groß wie der von Kuhmilch.
  • Wer besonders auf Nachhaltigkeit achten möchte, wählt Pflanzendrinks, bei denen die namensgebenden Zutaten aus Europa stammen. Bei den (Bio-)Haferdrinks im Check stammte der Rohstoff sogar häufig aus Deutschland.
  • Bei Soja- und Mandeldrinks muss man hingegen das Verständnis von "regional" auf Europa ausdehnen.
  • "Hergestellt in Deutschland" muss nicht bedeuten, dass die Rohstoffe aus Deutschland stammen! Es empfiehlt sich, die Informationen auf der Packung genau zu lesen, woher der verarbeitete Hafer, die Sojabohnen, Mandeln etc. stammen. Bei Mandeldrinks gilt es zu beachten, dass die Wasserbilanz schlechter als bei tierischer Milch sein kann.
  • Auch bei Angaben zur CO2-Bilanz ist Aufmerksamkeit gefragt: Beziehen sie sich auf den Pflanzendrink oder unter Umständen nur auf die Verpackung?

Forderungen an die Hersteller

  • Statt nichtssagender blumiger Prosa sollten Hersteller lieber konkrete Informationen zur Nachhaltigkeit der Pflanzendrinks geben. Das betrifft vor allem klare Herkunftsangaben der Wert gebenden Rohstoffe wie Soja, Mandel und so weiter. Die Herkunft der Primärzutaten in verarbeiteten Lebensmitteln, die das Produkt ausmachen, gibt Verbraucher:innen eine wichtige Orientierungshilfe für den nachhaltigen Einkauf und sollten für Hersteller Pflicht werden.
  • Eine übersichtliche Gestaltung der Verpackung erleichtert es Verbraucher:innen, wichtige Informationen wie die offizielle Bezeichnung des Produkts und die Zutatenliste schnell zu finden. Hier besteht bei vielen Produkten Verbesserungsbedarf.
  • Aussagen wie "ohne Zuckerzusatz" oder "ungesüßt" auf Pflanzendrinks bedeuten nicht automatisch einen geringeren Zuckergehalt. Generell sollten Lebensmittel mit der Angabe "ohne Zuckerzusatz" zusätzlich auf "enthält von Natur aus Zucker" hinweisen, wenn dieser tatsächlich von Natur aus im Produkt steckt. Entsteht Zucker aber durch eine Fermentation von Hafer oder Reis, ist dieser nicht von Natur aus in Hafer- und Reisdrinks enthalten. Hersteller sollten auf eine Fermentation von Hafer und Reis, bei der Zucker entsteht, zusätzlich im Zutatenverzeichnis durch Angaben wie zum Beispiel „Hafer, fermentiert“ oder „Reis, hydrolysiert“ hinweisen. Auch Bezeichnungen des Pflanzendrinks wie „Haferdrink auf Basis von fermentierten Hafer“ können bei dieser Herstellung eine Alternative sein.
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