Lebensversicherung beleihen statt Dispo nutzen?

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Ein Policendarlehen kann helfen, teure Überziehungskredite abzulösen – birgt aber auch Risiken für die Altersvorsorge. Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt erklärt, worauf Sie achten sollten.
Geldkassette
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Viele Menschen stehen derzeit unter finanziellem Druck: Das Konto ist überzogen, der Dispokredit ausgeschöpft und die monatlichen Zinsen verschlingen einen großen Teil des Einkommens. Eine Rückzahlung ist kaum machbar – besonders, wenn das Einkommen knapp bemessen ist.

Ein möglicher Ausweg kann in der eigenen Lebensversicherung liegen. Wer über eine kapitalbildende Lebensversicherung verfügt, kann diese unter Umständen beleihen, statt sie zu kündigen. Beim sogenannten Policendarlehen gewährt das Versicherungsunternehmen einen Kredit auf Basis des vorhandenen Rückkaufswertes. Der Kredit muss erst mit Ablauf der Versicherung getilgt werden, bis dahin fallen nur Zinsen an. Der entscheidende Vorteil: Der Berufsunfähigkeitsschutz bleibt erhalten, und es ist kein Schufa-Eintrag nötig.

In einem aktuellen Fall, der der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt vorliegt, lag der Zinssatz für das Policendarlehens nur halb so hoch wie der des Dispokredits. Dadurch konnten die monatlichen Zinskosten deutlich gesenkt werden. Über viele Jahre monatlich bespart, weist die Versicherung aktuell einen garantierten Rückkaufswert von 16.000 € aus und bei vollständiger Berufsunfähigkeit leistet sie derzeit eine monatliche Rente von 1.200 €. 

Zu schnellem Geld würde eine Kündigung der Versicherung zwar verhelfen, wird der Rückkaufswert doch umgehend ausgezahlt, doch ein Todesfall- und Berufsunfähigkeitsschutz geht unwiederbringlich verloren.

Alternativ kann hier die Versicherung über das Versicherungsunternehmen selbst beliehen werden. Bei einem sogenannten Policendarlehen wird ein endfälliger Kredit gewährt, für den nur Zinsen zu zahlen sind, der aber nicht zwingend in monatlichen Raten zurückgezahlt werden muss. Die Tilgung des Kredites erfolgt mit der Fälligkeit der Versicherung. Ein vorhandener Berufsunfähigkeitsschutz bleibt bestehen. 

 

Wirtschaftliche Vorteile überwiegen

 Ganz ohne Schufa-Eintrag konnte sich der Verbraucher so Geld leihen ohne den wichtigen Berufsunfähigkeitsschutz zu verlieren. Dabei wichtig zu bedenken ist:

  • Die Beleihung der Lebensversicherung führt zu einer Verringerung des Deckungskapitals der Versicherungspolice, wodurch sich die Rücklage für die Altersvorsorge und die Hinterbliebenenleistung reduziert.

    • Wird das Policendarlehen während der Laufzeit nicht getilgt, reduziert das den verfügbaren Rückkaufswert der Police und verkleinert damit die spätere Ablaufleistung oder Todesfallleistung.

    •  Die effektiven Kosten können über die Laufzeit höher sein als bei alternativen Ratenkrediten, je nach Vertragslaufzeit, Verzinsung und anfallenden Kosten. 

Fazit:

"Bei geringerem Einkommen und hoher Dispo-Belastung kann ein Policendarlehen kurzfristig helfen. Yvonne Röhling, Referentin für Finanzdienstleistungen, rät jedoch, mögliche Alternativen sorgfältig gegeneinander abzuwägen, die langfristigen Folgen für die Altersvorsorge zu prüfen und eine unabhängige Beratung zu suchen."

 

Das landesweite Servicetelefon der Verbraucherzentrale ist unter +49 345 29 27 800 für Auskünfte und Terminvereinbarungen zu erreichen.

Weitere Informationen erhalten Sie unter verbraucherzentrale-sachsen-anhalt.de

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