Patienten, die nach einer ärztlichen Behandlung Zweifel haben, ob der Eingriff nach den Regeln der ärztlichen Kunst wirklich einwandfrei war, können sich bei ihrer Krankenkasse Unterstützung holen.
Wenn Mediziner Fehler machen und Sie als Patient:in dadurch schädigen, stehen Ihnen möglicherweise Schadenersatz und Schmerzensgeld zu. Hierzu müssen Sie einen Behandlungsfehler zunächst beweisen und belegen, dass Sie durch diesen Fehler einen Schaden erlitten haben. Als ersten Schritt müssen die vollständigen Krankenunterlagen von allen behandelnden Ärzten angefordert und überprüft werden. Sie haben das Recht, jederzeit Ihre Patientenakte einzusehen. Wie Sie konkret vorgehen können, wenn Sie einen Behandlungsfehler vermuten, lesen Sie auch im Ratgeber "Ihr gutes Recht als Patient".
Damit Sie den Behandlungsfehler nachweisen können, muss in der Regel ein medizinisches Sachverständigengutachten eingeholt werden. Helfen können Ihnen hierbei Ihre Krankenkasse und die Gutachterkommissionen oder Schlichtungsstellen der Landesärztekammern.
Schritt 1: Kontaktieren Sie Ihre Krankenkasse
Schildern Sie bei einem ersten Gespräch zunächst ausführlich Ihren Fall und Ihre Beschwerden. Bei diesem Erstgespräch bekommen Sie Informationen über Ihre Patientenrechte, wie Ihnen Ihre Krankenkasse konkret hilft sowie über den weiteren Ablauf der Beratung. Hilfreich ist es, ein schriftliches Gedächtnisprotokoll vom Behandlungsverlauf anzufertigen.
Schritt 2: Beurteilung des bisherigen Krankheitsverlaufs
Die Krankenkassen überprüft, ob Ihre vorgelegten Informationen vollständig und plausibel sind. Darüber hinaus hat sie die Möglichkeit, weitere Daten zum Versorgungsgeschehen heranzuziehen, die bereits wichtige Indizien für einen Behandlungsfehler liefern können - etwa wenn Sie nach einem Routine-Eingriff in ein Spezialkrankenhaus verlegt worden ist. Außerdem können die Krankenkassen Behandlungsunterlagen sowie Untersuchungsbefunde, Röntgenaufnahmen oder weiteres Bildmaterial von Ärzten und Krankenhäusern für eine Beurteilung anfordern. Sie müssen dazu Ihrer Krankenkasse eine Schweigepflicht-Entbindungserklärung unterschreiben.
Dieses Vorgehen kann Sie entlasten, da Sie sich nicht mehr selbst um die Akteneinsicht bei Ärzten und Krankenhäusern kümmern müssen.
Schritt 3: Gutachten des Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MD)
Bei einem begründeten Verdacht auf einen Behandlungsfehler kann die Krankenkasse den Medizinischen Dienst (MD) mit einem Gutachten beauftragen. Das Gutachten ist kostenfrei. Der MD beurteilt, ob bei den Krankenversicherten ein gesundheitlicher Schaden vorliegt und ob ein Behandlungsfehler hierfür als Ursache in Frage kommt. Das Gutachten dient Ihnen dann als fachliche Grundlage für eine weitere gerichtliche oder außergerichtliche Klärung.
Schritt 4: Abschließende Stellungnahme der Kasse
Am Ende der Analyse sollte die Krankenkasse alle vorliegenden Unterlagen abschließend bewerten. Auch wenn die Krankenkasse kein Gutachten durch den MD erstellen lässt, sollten Sie auf eine schriftliche Stellungnahme zu Ihrem Anliegen bestehen.
In dem Schreiben sollte die Kasse verständlich erklären, welche Fakten ihr vorliegen, welche Schlüsse sie daraus zieht und welche weiteren Schritte folgen. Kommt das Gutachten zum Ergebnis, dass kein Behandlungsfehler vorliegt, sollten die Gründe hierfür erläutert werden oder warum von einer Fortführung des Anliegens abgeraten wird.
Noch offene Fragen klären Sie am besten in einem abschließenden Gespräch mit Ihrer Krankenkasse. Stellt eine Krankenkasse nach eingehender Prüfung der Fakten jedoch einen Behandlungsfehler fest, sollten Sie spätestens dann zur Durchsetzung Ihrer Schadenersatzansprüche einen Fachanwalt für Medizinrecht hinzuziehen.